Losung Freitag,
18. Dezember 2015

Wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchen wirst: Gesegnet wirst du sein bei deinem Eingang und gesegnet bei deinem Ausgang. 
5.Mose 28,1.6
 


Weihnachten gar nicht klingeling

Es ist ein Fest der Freude. Und doch verbringen viele den Heiligen Abend, um den sich Sehnsüchte, Wünsche und Erwartungen ranken, freudlos in Kummer und Leid. Am 11.Dezember 2011 verstarb meine liebe Mama unerwartet und rasch. Sie hinterließ nicht nur mich, eine schwer geschockte Tochter, sondern die gesamte Familie in Schmerz und Trauer. Als wir die dritte Kerze am Adventkranz entzündeten hielt der Pfarrer das Begräbnis. Wenn in der Vorweihnachtszeit große Hektik ausbricht und alles im Geschenk-Genuss-Kulinarium versinkt, wenn ihr Weihnachtsfest gar nicht klingelingeling daherkommt, lesen sie zum Trost dies hier:

Sylvi, schlüpft in einen grünen Mantel und ebensolche Papierschuhe, badet die Hände in einer übel riechenden Desinfektionslösung. Der Mundschutz baumelt am Ohr. Sie tritt ein und sofort umfängt sie gedämpfte Beleuchtung in kühlem Blau, blinkende Lämpchen, manchmal auch rot. Eine Weihnachtsbeleuchtung wie vom XXL-Lutz; Schläuche, dicke, dünne, lange, kurze.

 goldener Engel"Bussi Mama, wie geht´s dir? Draußen weihnachtet es. Nein, Weihnachtsdekoration habe ich noch keine. Den goldenen Engel, den du mir letztes Wochenende am Adventmarkt gekauft hast, stelle ich auf.“

Viele Päckchen hängen da. Alle aus Plastik und auf rollenden Alustangen; besser verpacken, es tropft!

"Mama, ich habe noch keine Weihnachtsgeschenke. Wichtig ist nur, dass du gesund wirst."

Das Christkind, blond und weiß, tritt mit dem Weihnachtsmann ans Bett. Beide schreiben in ein Buch.

"Frau P. waren sie brav?"

"Herr Doktor, tun sie Mama nicht weh. Ich will nicht, dass sie leidet."

Mama schläft in einem großen Bett, welches Luft pumpt. Ich wünsche mir ein Boxspringbett. Nein! Ich wünsche mir gar nichts; nur, dass Mama nach Hause kommt.

"Was sagst du Mama? Du siehst deine Mutter? Ich kann Oma nirgends entdecken. Da ist nur ein Vorhang. Alle sind tot. Papa, Oma, Opa, alle, mit denen wir wunderbare Weihnachten feierten.“

Still ist es hier. Klar, es ist die stillste Zeit im Jahr.

„Mama, erinnerst du dich an Weihnachtsfeste meiner Kindheit? Dein Christbaum so prächtig geschmückt, mit feiner Patience- und Windbäckerei, Stollwerk in Seidenpapier, silbernes Lametta, Wachskerzen, goldene Glaskugeln, süße Schokoladefiguren. Wenn du nach Hause kommst, schmücken wir wieder eine Tanne wie damals, ja?„

Nun kommt doch noch Hektik auf. Der Monitor, an dem Mama angeschlossen ist, blinkt.

"Mama? Maamaa! Lass mich nicht alleine! Mammaaaaaaaaaa.................."

Rückblende: 27.12.1990

Sylvis Mann schlüpft in einen grünen Mantel und ebensolche Papierschuhe.

"Autsch!"

"Maaaaaaaaaaa!" Ein kleines Bündel schmiegt sich an ihre Brust. Ihr Sohn ist geboren. Welch schönes Weihnachtsfest, eines der großen Gefühle und neuen Perspektiven.

Ein Kind wurde geboren. Dieses Ereignis gehört gebührend gefeiert. Nicht sinnentleert, sondern getragen vom Weihnachtswunder, der Geburt Jesu Christi.



Copyright: Sylvia Bauer-Pendl,21,10.2015



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